Sonntag, 31. Juli 2011

7. Tag, 29.7.2011


Das Thermometer zeigt 102 Grad Fahrenheit. Nur in Riad (Saudi Arabien) und Bombay war es genauso warm. Was macht man bei so einem Wetter? Genau, man fährt ein wenig Fahrrad. Wegen des Fahrtwindes. Wir wollen heute den Mount Vernon besuchen, das Haus, in dem George Washington gelebt hat. Eine nationale Gedenkstätte ersten Grades. Mit der Metro fahren wir bis Alexandria und dort mieten wir uns, wenn schon - denn schon, ein Tandem.

Der Verkäufer, der uns das Rad verleiht, instruiert uns, als ob wir a) ein wenig deppert b) noch nie auf einem Fahrrad und c) durch die Wüste fahren würden.

Sein 24 Gang Fahrrad reduziert sich in Wirklichkeit auf 2 Stufen: langsam und schnell. Das Rad ist auf dem hinterem Sitz offensichtlich für Kinder eingestellt. Vera flucht und schimpft.

Aber nach einer Weile arrangieren wir uns mit dem Biest. Denn wir sind weder deppert, sondern halbe Radprofis und die 15 Kilometer zum Mount Vernon schaffen wir normalerweise locker. „Aber eine Hitze, kann ich Sie sagen!“ Die Strecke geht hoch und runter, manchmal Schatten durch die Bäume, aber auch viel Strecke unter freiem Himmel. Die Sonne knallt erbarmungslos.

Nur in Bombay ist es heißer!



Endlich erreichen wir die Gedenkstätte um 16.30 Uhr. Da erfahren wir, dass sie um 17 Uhr schließt! Den vollen Eintritt mögen nicht mehr bezahlen und billiger geht es nicht. So eine Service-Wüste!

Im eiskalten Museumsvorraum ziehen wir uns in weiser Voraussicht, nachdem Stefan einen Niesanfall bekommen hat, mitgebrachte Oberteile an und gönnen uns dennoch ein Eis, herrlich.

So erfrischt genießen wir die Heimfahrt. Zudem sind wir jetzt bereits mit den Tücken des Tandems vertraut und wunderbar aufeinander eingespielt.




Bilder vom Potomac-Cycle-Trail zum Mount Vernon, hier Blick auf den Potomac

Straßenszene aus Alexandria, wo ein Künstler Mozart und die amerikanische
Nationalhymne mit Wassergläsern spielt

Woohhauwwwww!

Wir begnügen uns mit der Holzklasse


Abends gehen wir beim Griechen um die Ecke essen, delicious. Gegen 22.00 Uhr wollen wir nach Hause, Käfer und die Tante kommen wohl nicht mehr, da hupt uns ein Auto an. Der treue Chevy ist es. Käfer lädt uns überraschend zu einer Nachtrundfahrt, „Washington at night“ ein. Zunächst Georgetown, M- und K-Street, weißes Mittelklassepublikum um die 20 Jahre alt. Girls in groups, boys in groups and both together. . . . Er führt uns auch durch die Seitenstraßen dieses englisch geprägten, ältesten Teils von Washington. Danach das China-Viertel, Adam's Morgan, U-Street, Dupont- Circle, lauter Vergügungsviertel, die jeweils eine andere Schicht ansprechen. Überfüllte Kneipen, fröhliche junge Leute, einsame Beobachter, fette Autos, die auf den Straßen promenieren, Nutten, Callboys, whatever . . . .

In Erinnerung bleibt uns ein 64-iger Chevrolet, dessen Hinterteil über eine höhenverstellbare Achse verfügt. So kann das Auto während der Fahrt bis zu einem Meter höher oder tiefer gelegt werden und wippen. Entsprechende Aufmerksamkeit ist garantiert.

Wir kommen uns vor wie zwei Eier vom Land. Käfer dagegen, der Sozialanwalt und Washingtonian, kann die Szenen und Typen professionell analysieren und differenzieren. Es ist schließlich zum Teil die Klientel, mit der er in seinem Berufsalltag zu tun hat.


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